Ukraine

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Vladyslav Yesipenko

Vladyslav Yesipenko

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Journalist und politischer Gefangener

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Vladyslav Yesipenko

Journalist und politischer Gefangener

„Vladyslav wurde zwei Tage lang gefoltert, vom Zeitpunkt seiner Verhaftung bis zu seiner Unterbringung im Untersuchungsgefängnis von Simferopol.“

– Kateryna Yesypenko, Ehefrau von Vladyslav Yesipenko –

VITA

Vladyslav Yesypenko wurde am 13. März 1969 in Kryvyi Rih der Region Dnipropetrovsk, geboren und lebte in Sevastopol (Krim). Nachdem er 2014 aktiv gegen die russische Annexion der Krim protestiert hatte, war er gezwungen, mit seiner Frau und Tochter zurück nach Kryvyi Rih zu ziehen. Da er sich dafür einsetzte, die Wahrheit über die Situation auf der Halbinsel zu berichten, begann Vladyslav Yesypenko 2016, aktiv mit der Online-Publikation Krym.Realii (ein Projekt von Radio Free Europe/Radio Liberty) zusammenzuarbeiten. Er besuchte die Krim, wo er seine Reportagen und Simulcasts zu verschiedenen gesellschaftlich wichtigen Themen drehte. Am 10. März 2021 wurde Vladyslav Yesypenko während einer seiner Reisen auf die Krim von den Besatzern festgenommen, nachdem er eine Veranstaltung zum Geburtstag von Taras Shevchenko in Simferopol gefilmt hatte. Er wurde beschuldigt, Sprengstoff hergestellt und gelagert zu haben. Er wurde gefoltert und gezwungen, die ihm vorgeworfenen Taten zu gestehen. Am 16. Februar 2022 verurteilte das sogenannte Bezirksgericht Simferopol den Journalisten zu sechs Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 110.000 Rubel. Im August 2022 reduzierte das Berufungsgericht in Simferopol das Urteil auf fünf Jahre Haft. 

Ein Interview mit Kateryna Yesypenko, der Ehefrau von Vladyslav Yesypenko.

Bitte schildern Sie uns die Situation der Presse und die Rolle der unabhängigen Journalistinnen und Journalisten auf der besetzten Krim.

Seit der illegalen Besetzung der Krim durch die Russische Föderation wird die Meinungsfreiheit unterdrückt und werden Journalistinnen und Journalisten verfolgt. Journalistinnen und Journalisten werden verprügelt, mit Geldstrafen belegt, ihre Ausrüstung wird beschädigt und beschlagnahmt, sie werden rechtswidrig inhaftiert, gefoltert und bedroht, ermordet usw. Auf der Krim gibt es tatsächlich keine professionellen Journalistinnen und Journalisten mehr, die gegen die Besetzung waren. Stattdessen haben sich die Bürgerinnen und Bürger zu einer Journalistenbewegung zusammengeschlossen, d.h. die Informationen und Nachrichten werden von Menschen gesammelt und verbreitet, die nichts mit diesem Beruf zu tun haben. Sie tun dies auf eigenes Risiko. Mein Mann Vladyslav Yesypenko ist einer dieser Menschen. Er und andere Journalistinnen und Journalisten auf der Krim, die sich ehrlich über die Besetzung der Region und über wirtschaftliche und soziale Probleme äußerten, sahen sich sofort dem Widerstand und den Aggressionen der Behörden der Besetzer ausgesetzt. Die Journalistinnen und Journalisten auf der Krim, die ihrer beruflichen Pflicht und der Ukraine treu geblieben sind, arbeiten trotz aller Schwierigkeiten weiter. Ihre tägliche Arbeit hält das "Krim-Problem", das einen Präzedenzfall für die brutalste Verletzung der Weltordnung geschaffen hat, im öffentlichen Bewusstsein. Sie erinnern uns täglich daran, dass die Krim ein Teil der Ukraine ist und glauben daran, dass die Krim zur Ukraine zurückkehren wird.

Wie lange hat Vladyslav als Journalist gearbeitet und warum hat er sich entschieden, jedes Mal ein Risiko einzugehen und für seine Berichte auf die Krim zu reisen? 

Mein Mann und ich lebten seit Anfang 2013 auf der Krim. Nachdem er von der Halbinsel weggezogen war, besuchte Vladyslav gelegentlich die Krim, um im Auftrag von Redakteuren Informationen zu sammeln, an verschiedenen Orten zu filmen und die Bewohnerinnen und Bewohner der Krim zu Fragen von gesellschaftlicher Bedeutung zu interviewen. Mehrere Jahre lang veröffentlichte er seine Berichte von der Krim, in denen Menschen die Wahrheit über das Leben auf der Halbinsel erzählten, auf der Website von Krym.Realii.  Bei dem Auftrag vor seiner Verhaftung hatte Vladyslavbereits mehrere Wochen lang Reportagen auf der Halbinsel gedreht. Am 10. März 2021 wurde er während eines Auftrags für Radio Liberty verhaftet. Eigentlich hat Vladyslav nie mit mir über die Risiken einer Verhaftung gesprochen, vielleicht wollte er mich schützen. Wie ich später herausfand, hatte er jedoch Telefonnummern von Krim-Anwälten aus der Redaktion von Radio Liberty. 

Wie haben Sie erfahren, dass Vladyslav Yesypenko verhaftet wurde?

Am 10. März 2021 hörte Vladyslav auf, mich anzurufen oder mir Nachrichten zu schicken, was mich sofort beunruhigte, da dies noch nie zuvor geschehen war. Noch am selben Tag beauftragte ich einen Anwalt, Vladyslav zu suchen und zu vertreten. Der Anwalt erfuhr, dass Vladyslav vom FSB festgehalten wurde und er sich nicht mit ihm treffen durfte. Wir sahen Vladyslav zum ersten Mal nach seiner Verhaftung am 6. April 2021 öffentlich, während einer Gerichtsanhörung. Unabhängigen Anwälten war es fast einen Monat lang nicht gestattet, ihn zu besuchen. Aus offensichtlichen Gründen warteten sie darauf, dass die Anzeichen der Folter verschwinden würden.  Für unsere Tochter Stefania haben wir uns zunächst Märchen über einen Vogel im Käfig ausgedacht. Jetzt, wo sie alt genug ist und alles versteht, ist sie stolz auf ihren Vater und freut sich darauf, ihn zu sehen und kennenzulernen.

Was war geschehen, bevor Vladyslavs Fall bekannt wurde?

Vladyslav wurde zwei Tage lang gefoltert, vom Zeitpunkt seiner Verhaftung bis zu seiner Unterbringung im Untersuchungsgefängnis von Simferopol. Er wurde auf seinen Körper, seine Beine und seine Genitalien geschlagen. Die FSB-Beamten brachten auch Kontakte an seinen Ohrläppchen und seinem Kopf an und schlossen sie an den elektrischen Strom an, um ihm unerträgliche Schmerzen zuzufügen. Nachdem er sich mehr oder weniger daran gewöhnt hatte, wurde die Stromstärke weiter erhöht. Außerdem drohte ihm der FSB, dass man ihn erhängt in seiner Zelle auffinden würde, wenn er nicht gestehe, und dass man es als Selbstmord erklären würde. Meiner Meinung nach ist es unerlässlich, auf allen Ebenen mehr über diejenigen zu sprechen, die vom Kreml inhaftiert werden. Es ist wichtig, die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf jedes einzelne Menschenleben zu lenken. Wenn man die Details erzählt, sind die Menschen nicht mehr nur eine Statistik. Sobald mehr über diese Gefangenen bekannt ist, wird man sich davor hüten, sie zu foltern. Publicity schützt vor Folter.

Welche Schwierigkeiten ergaben sich für Sie mit dem Beginn einer groß angelegten Invasion in der Ukraine?  

Aufgrund der fast vollständigen Isolierung der Krim vom ukrainischen Festland ist es für uns schwieriger geworden, Informationen von dort zu erhalten, und es ist für unsere Bürgerinnen und Bürger auf der Krim gefährlicher, mit uns zu kommunizieren. Im Allgemeinen ist Kommunikation mit meinem Mann einseitig; er kann nur manchmal anrufen. Auf diese Weise können wir Nachrichten austauschen, uns über Bedürfnisse informieren und Möglichkeiten der weiteren rechtlichen Verteidigung festlegen. Während der gesamten Zeit der militärischen Invasion Russlands in der Ukraine haben Vertreter der PMC Wagner das Gefängnis gelegentlich besucht, um Gefangene für den Krieg zu rekrutieren. Niemand wurde jedoch gezwungen, gegen seinen Willen in den Krieg zu ziehen. 

Wie steht es um die Solidarität unter den Gefangenen, und hat Vladyslav vor, seine Arbeit als Journalist trotz allem fortzusetzen? 

Während seiner Zeit im Untersuchungsgefängnis Nr. 1 in Simferopol lernte Vladyslav viele unrechtmäßig inhaftierte ukrainische Bürgerinnen und Bürger kennen, deren Inhaftierung politisch motiviert war. Es ist wichtig, unter solch physisch und psychisch schwierigen Bedingungen Gleichgesinnte zu haben, sich gegenseitig zu unterstützen und sich von außen unterstützt zu fühlen. Auf diese Weise haben Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger Informationen und die Möglichkeit, unseren Bürgerinnen und Bürgern in Untersuchungshaftanstalten zu helfen. Vladyslav schreibt auch Briefe über seine Träume und Pläne für die Zukunft. Ich bin froh, dass er sie in Anbetracht der heutigen Lage überhaupt hat. Der wichtigste Traum ist der Sieg der Ukraine im Krieg gegen Russland. Und er wird wahr werden.

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