„El bello árbol Petare“ hinterfragt traditionelle Auffassungen der Menschenrechte: in einem Venezuela, das sich inmitten einer humanitären Krise befindet, in einem Stadtteil von Caracas, der das bevölkerungsreichste Viertel mit der höchsten Gewaltquote in Lateinamerika ist. „El bello árbol Petare“ fördert vor Ort das Menschenrecht auf Bildung.
Schaubild 1: Eine Analyse der Schülerinnen und Schülern an "Directed Tasks", einem kostengünstigen privaten Bildungsangebot der Gemeinde, teilnehmen
Das Menschenrecht auf Bildung steht im Mittelpunkt der gemeinnützigen Bürgervereinigung „Un Estado de Derecho“ (UED). Durch Feldstudien versucht die Vereinigung herauszufinden, inwieweit die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteiles von dem Recht auf Bildung durch eigene Initiativen Gebrauch machen. Die UED stellte fest, dass 40 % der Schulkinder in diesem Viertel kostengünstige private Bildungsdienste von Pädagoginnen und Pädagogen aus der Gemeinde nutzen.
Durch die Förderung des Kurses über Bildungsfreiheit, „El bello árbol Petare“, leistete das Andenbüro der Friedrich-Naumann-Stiftung einen wichtigen Beitrag zu dieser hochinteressanten Erkenntnis. In Folge der Beobachtung kontaktierte die UED zwischen Oktober und Dezember 2021 20 zentralen Bildungsakteurinnen und -akteure in Petare. Dazu zählten 14 unternehmerische Gemeindelehrkräfte und 6 kommunale Entscheidungsträgerinnen und -träger. Diese Petare-Aktivistinnen und Aktivisten wurden anschließend in Bildungskonzepten geschult.
Zusätzlich zu den Untersuchungen der UED in Petare wurde in der kleinen Stadt Montalbán im Bundesstaat Carabobo, 220 Kilometer von der venezolanischen Hauptstadt entfernt, eine weitere Feldstudie eingeleitet. Die Resultate beider Studien – in Petare und in Montalbán – belegen das unaufhaltsame Entstehen spontaner und kostengünstiger Bildungskonzepte in breiten Teilen der Gesellschaft. Durch freiwillige Arbeit versuchen die ärmsten Menschen einer verarmten Nation das ineffiziente und ideologisierte staatliche Bildungssystem auszugleichen. Sie erarbeiten sich unabhängig von der Regierung effektive Lösungen, um die Qualität zu erzielen, die ihnen in der öffentlichen Bildung versagt bleibt.
Die venezolanische akademische Vereinigung bewertet dieses Entstehen einer ungesteuerten Bildungsordnung und fragt zu Recht: Was kann getan werden, um diese neu entstehenden, hoffnungsvollen Formen des Selbstschutzes von Menschenrechten zu fördern? „El bello árbol Petare“ liefert hierzu bereits die ersten Antworten.
Recht und Verantwortlichkeit