Verteidigung der Demokratie

Tschechien und Slowakei

Aufdeckung geschlechtsspezifischer Desinformation


Junge Frau, die nachts mit ihrem Smartphone ein Foto von einer Brücke macht.

Diese Publikation untersucht, wie geschlechtsspezifische Desinformation zu einem systemischen Hindernis für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in demokratischen politischen Prozessen in Tschechien und der Slowakei geworden ist.

Die Studie nutzt triangulierte Forschungsmethoden und kombiniert:

  • Quantitative Analyse sozialer Medien mithilfe von Gerulata Juno (einer Technologie-Plattform), um Desinformations-Narrative nachzuverfolgen,
  • Eine Umfrage unter Politikerinnen auf nationaler, europäischer und lokaler Ebene, sowie
  • Tiefeninterviews, die persönliche Erfahrungen mit Online- und Offline-Belästigung wiedergeben.

Die Forschung zeigt, wie geschlechtsspezifische Desinformation Geschlechterstereotype und persönliche Angriffe instrumentalisieren, um Frauen zu diskreditieren, ihre Legitimität infrage zu stellen und sie zum Schweigen zu bringen. In Tschechien werden Frauen in Darstellungen häufig als inkompetent oder ungeeignet gezeigt, während sie in der Slowakei häufiger als moralisch korrupt oder als Verräterinnen nationaler Interessen dargestellt werden. Alarmierend ist, dass solche Darstellungen nicht auf extremistische Kreise beschränkt sind, sondern oft auch von etablierten politischen Akteurinnen und Akteuren sowie Medien verstärkt werden. 

Die Publikation hebt zudem Resilienz und Eigeninitiative hervor. Trotz anhaltender Angriffe setzen Frauen in der Politik ihre Arbeit fort und stützen sich dabei auf Solidaritätsnetzwerke, persönliche Bewältigungsstrategien und Unterstützung aus der Zivilgesellschaft. Gleichzeitig betont der Bericht, dass individuelle Resilienz ohne systemische Reformen durch Institutionen, politische Parteien und digitale Plattformen nicht ausreicht.

Zentrale Erkenntnisse

  • Geschlechtsspezifische Desinformation untergräbt den demokratischen Wettbewerb und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger, indem sie Frauen von der Teilnahme am öffentlichen Leben abhält.
  • Sie verursacht sekundäre Traumatisierungen für Familien und verschärft Polarisierung sowie Frauenfeindlichkeit.
  • Sie zeigt, dass digitale Desinformation eng mit offline bestehenden Machtstrukturen und institutionellem Versäumnis verknüpft ist.

Die Publikation gibt mehrere Empfehlungen, die zu koordiniertem Handeln auffordern, um:

  • geschlechtsspezifische Desinformation als Teil umfassender hybrider Bedrohungen der Demokratie anzuerkennen;
  • Schutz- und Unterstützungsmechanismen für Frauen in der Politik zu stärken;
  • digitale Plattformen zur Verantwortung zu ziehen; und
  • einen inklusiven, pluralistischen politischen Diskurs zu fördern.

Indem geschlechtsspezifische Desinformation auch als demokratisches und menschenrechtliches Thema, und nicht nur als Frage der Geschlechtergerechtigkeit, eingeordnet wird, trägt die Publikation dazu bei, das öffentliche Bewusstsein zu schärfen und politische Maßnahmen anzuregen, die die gleichberechtigte Teilhabe sowie die Meinungs- und Redefreiheit in Mitteleuropa sichern.

Luftaufnahme des Fernsehturms in Bratislava

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