Der Kampf Myanmars für die Rückkehr zur Demokratie ist langwierig und von zahlreichen Hindernissen und Rückschlägen geprägt, insbesondere für Frauen und Mädchen, die seit dem Putsch 2021 zunehmender geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt sind. Die Studie „Gerechtigkeit für Frauen in von Konflikten betroffenen Gebieten in Myanmar“ (“Justice for Women in Conflict-Affected Areas in Myanmar“) der Friedrich‑Naumann‑Stiftung für die Freiheit (FNF) dokumentiert diese Herausforderungen.
Die Studie wurde von September 2024 bis März 2025 durchgeführt und sammelte Berichte aus erster Hand von 20 Frauen aus den Staaten Sagaing, Kachin, Kayah und Nord-Shan, darunter auch Frauen, die in Widerstandsgruppen als Soldatinnen aktiv sind. Sie zeigte, dass sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt sowohl durch das Militär als auch durch Widerstandsgruppen weit verbreitet ist und häufig durch Drohungen mächtiger Täterinnen und Täter verschwiegen wird. „Die meisten Fälle werden nicht gemeldet. Überlebende werden von den Täterinnen und Tätern bedroht, die Geld und Macht besitzen“, berichtete eine Interviewte. Eine weitere Interviewte erklärte: „Sexuelle Belästigung ereignete sich innerhalb und außerhalb der Bataillone. Einige hochrangige Täter erlebten keine Konsequenzen, und Frauen sind in Entscheidungsprozesse meist nicht eingebunden.“
„Myanmars Kampf für Demokratie ist eine Revolution gegen Ungerechtigkeit – es geht nicht nur darum, der Diktatur zu widerstehen, sondern auch patriarchale Normen zu überwinden, die tief in der Gesellschaft verankert sind.“
– Nyein Chan May –
Die FNF veröffentlichte die Studie im April 2025 und griff das Thema am 17. Oktober in einer Online-Diskussion mit zwei Aktivistinnen erneut auf. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Dr. Daniela Sacca vom FNF-Referat Asien mit einer Keynote von Dr. Salim Amin, Abteilung Globale Themen der FNF. „Myanmars Kampf für Demokratie ist eine Revolution gegen Ungerechtigkeit – es geht nicht nur darum, der Diktatur zu widerstehen, sondern auch patriarchale Normen zu überwinden, die tief in der Gesellschaft verankert sind“, argumentierte die Panelistin Nyein Chan May.
„Frauen werden zum Dienst im Kampf eingezogen, gezwungen durch die Umstände, die der Putsch geschaffen hat, bleiben jedoch ungeschützt, wenn sie misshandelt werden“, fügte Ma Aeint hinzu, eine weitere Panelistin, die in der Nähe der thailändisch-myanmarischen Grenze lebt. Die Diskussion kam zu dem Schluss, dass die Durchsetzung von Frauenrechten ein langfristiger Kampf bleiben wird, selbst nach einem politischen Sieg. „Wenn Täterinnen und Täter straffrei handeln, folgen andere. Das Ignorieren dieser Verstöße gefährdet den globalen Kampf für Freiheit, Menschenrechte und demokratische Werte“, mahnte Dr. Salim Amin.
Weltweit erleiden die Rechte von Frauen Rückschläge. Der aktuelle Bericht der Vereinten Nationen Women’s Rights in Review: 30 Years After Beijing (Bericht über die Frauenrechte: 30 Jahre nach Beijing) zeigt, dass die Zahl der Frauen und Mädchen, die in Konfliktgebieten leben, in den letzten zehn Jahren um 50 % gestiegen ist. Die Krise in Myanmar verdeutlicht die Notwendigkeit alternativer Governance-Institutionen sowie von Rechenschaftsmechanismen, wie beispielsweise gemeinschaftsbasierte Meldesysteme und internationale Unterstützung für lokale Frauenrechtsverteidigerinnen und Organisationen, um sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen. Der Schutz von Frauen und Mädchen in Konfliktgebieten ist kein lokales Problem, sondern eine globale Verantwortung, die für die Wiederherstellung von Demokratie und Freiheit weltweit unerlässlich ist.
Rechte der Frauen