Tansania-Programmmanager, Veni Swai, spricht mit Dorfbewohnern und Clanführern über Menschenrechtsfragen in Embukoi
Weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) ist eine in manchen Gemeinschaften tief verwurzelte und seit Generationen andauernde kulturelle Praxis, die Frauen und Mädchen unermessliches Leid zufügt und ihre Rechte verletzt. Um den Widerstand gegen Veränderungen zu überwinden und das Problem anzugehen, ist ein umfassender Lösungsansatz erforderlich, bei dem Gemeindeführer einbezogen werden, alternative Erwerbsmöglichkeiten für FGM-Praktizierende geschaffen werden und das Bewusstsein für Menschenrechte geschärft wird. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Maasai-Clanführern im Kampf gegen FGM hatte in der Gemeinde Donyomurwa in Siha, Kilimanjaro Region, positive Auswirkungen. Die Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit (FNF) und ihre Partnerorganisation Kilimanjaro Women Information Exchange and Community Organization (KWIECO) haben intensiv mit dieser Gemeinde zusammengearbeitet.
Die Massai-Gemeinschaft ist stark patriarchalisch geprägt, wobei die älteren Massai-Männer eine große Entscheidungsmacht besitzen. Die Zusammenarbeit mit den Clanchefs der Massai, den sogenannten Leguyanern, ist ein wichtiger Schritt, um die althergebrachten Normen dieser konservativen Gesellschaft infrage zu stellen.
Ein wichtiges Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist unter anderem der Start eines kleinen Geschäftsprojekts, an dem 85 Frauen beteiligt sind, die früher FGM praktiziert haben. Diese Frauen praktizierten FGM sowohl als kulturelles Übergangsritual als auch, um Geld zu verdienen. Sie haben die Möglichkeit erhalten, neue Fähigkeiten zu erwerben und kleine Unternehmen zu gründen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dies sichert ihnen nicht nur ein finanzielles Einkommen, sondern dient auch dazu, die vorherrschenden Geschlechternormen zu untergraben und die patriarchalische Struktur, die an FGM festhält, aufzubrechen. Neben der Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt umfasste die Maßnahme die Einführung von Gemeindeverordnungen durch die lokale Regierung als Instrument zur Festlegung eines rechtlichen Rahmens und kommunaler Vorschriften zur Verhinderung schädlicher Praktiken. Die Unterstützung und Fürsprache der Massai-Clanchefs für die Übernahme dieser Verordnungen spielte eine entscheidende Rolle bei der Förderung des schrittweisen Wandels innerhalb der Donyomurwa-Gemeinschaft. Es wird erwartet, dass durch die gemeinsamen Initiativen im nächsten Jahr etwa 1.275 Mädchen vor Genitalverstümmelung und Kinderzwangsheirat gerettet werden können. Somit werden ihre Rechte gewahrt, kulturelle Barrieren abgebaut und ein schrittweiser Wandel innerhalb der Gemeinschaft gefördert.
Das Besondere an diesem Ansatz ist, dass er der Gemeinschaft nicht aufgezwungen wurde. Stattdessen haben die Stiftung und ihre Menschenrechts-Partnerorganisation versucht, gemeinsame Programme zu entwickeln, um die Zielgruppe über die Vorteile und den Nutzen der Abschaffung dieser rückschrittlichen Praktiken aufzuklären. Diese Vorgehensweise war auch der Grund für die Akzeptanz des Projektes in der Gemeinde. Das Projekt entsprach ihren Werten und Interessen und vermittelte ihnen ein Gefühl der Selbstbestimmung, aber auch der gemeinsamen Verantwortung, was eine nachhaltige Wirkung erwarten lässt.
Die Stimme der Jugend war bei den Sitzungen in jedem Dorf vertreten
Elizabeth Mushi - KWIECO mit Donyomurwa-Massai-Frauen - Befürworterinnen der Veränderung gegen FGM
Traditionelle Tänze und Lieder waren Teil der Feierlichkeiten während der Trainingseinheiten mit Frauen.
Frauenrechte